Donnerstag, 8. August 2013

Wenn es Dich betrifft, dann reagierts Du - vielleicht dann aber auch zu spät ?

Die Krankenschwester in mir

Warum ich den Beruf der Krankenschwester erlernt habe? 
Das war eher pragmatisch: Ich wollte auf eigenen Füßen stehen und aus meinem Elternhaus heraus. Was kommt dann also in Frage? 
In der Ausbildung beim Bayrischen Roten Kreuz gab es eine Unterkunft, Essen und eine sehr gute Ausbildung. Gut, es war wie beim Militär, und wir mussten auch ganz strenge Regeln befolgen. Die bescheuertste fand ich damals, wie heute noch: wir durften keine Söckchen tragen. Strumpfhosen schon, aber keine Söckchen. Dabei weiss jeder, dass man Strumpfhosen nicht heiss waschen kann, Söckchen schon ... 
Aber gut, heute hat sich beim Bayrischen Roten Kreuz auch vieles verändert. 
Ich durchlief drei Jahre lang eine strenge, harte, lehrreiche Zeit. Und ich war motiviert. Die Arbeit machte mir Spaß. Und ich liebäugelte auch mit diversen Zusatzausbildungen, vielleicht auch mit dem Ausland. 
Nach meinem bestandenen Examen bin ich erst einmal nach München, dort habe ich als Krankenschwester, sehr bald als Leihschwester gearbeitet. Ich war in allen möglichen Bereichen eingesetzt. Urologie, HNO, Gastroenterologie, im Altenheim als Nachtschwester, als Privatkrankenschwester eines betuchten Münchners, Dialyse, Cardiologie, ... und 6 Wochen habe ich in der AIDS -  Ambulanz als Urlaubsvertretung gearbeitet.
Das war zu einer Zeit, als AIDS noch in einer Hysterie Welle um die Welt ging. Schlagzeilen wie: Ich habe jemanden mit AIDS angefasst, habe ich mich angesteckt? machten die Bevölkerung unsicher. Ich kann mich noch erinnern, wenn ich erwähnt habe, dass ich in der AIDS Ambulanz arbeite, rückten die Menschen erst einmal von mir weg und die erste Frage war immer: Hast du da nicht Angst dich anzustecken? 
DA hatte ich keine Angst. Ein paar wenige Jahre zuvor habe ich auf der Cardiologischen Station meinen Dienst verrichtet, wir hatten zu dieser Zeit einen HIV positiven Patienten, der von uns täglich eine Spritze erhalten hatte. Und ich habe mich am Nadelabwurfbehälter unglücklich gestochen! Diese Zeit, nicht wissend, ob ich mich angesteckt habe auch wenn das Risiko gering ist, das werde ich nicht vergessen. Ja, DA hatte ich Angst. Und als ich das negative Testergebnis schwarz auf weiss in Händen hielt, da viel mir ein riesen Stein vom Herzen! 
Aber bei der Arbeit auf der AIDS Ambulanz, nein, da hatte ich keine Angst. 
Ich habe mit bedacht hantiert. Und was mich am meisten beeindruckt hat, waren die Patienten: Sie waren so positiv, so um MEINE Gesundheit bedacht! 
Diese 6 Wochen zählen zu meinen persönlich ausserordentlichen Erfahrungen in meiner Laufbahn als Krankenschwester. 
Ich habe sehr viele Schicksale erlebt, so sehr traurige, aber dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass gerade diese Menschen mit solch einer Diagnose so viel geben. Und davor hatte und habe ich größten Respekt. 
Mit dieser Erinnerung möchte ich am 08.09. beim Run For Life teilnehmen. 
Viele der damaligen Patienten sind gestorben. Und ich finde es eine sehr gute Aktion mit dem Lauf die Münchner AIDS - Hilfe e.V. zu unterstützen. 
Es hätte mich damals auch treffen können, ja, eigentlich kann es jeden treffen. Das habe ich in den 6 Wochen auf der AIDS Ambulanz erfahren ...

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